Als Anfang des Jahres die ersten Meldungen aus China über das neuartige Corona-Virus zu uns nach Europa und Deutschland gelangten, hatten wohl nur die wenigsten Menschen geahnt, was in den nachfolgenden Monaten uns als Familien, Gesellschaft, Wirtschaft und Unternehmer bevorsteht.
Auch wir nahmen die Meldungen flüchtig zur Kenntnis, haben allerdings wie viele andere es mehr oder weniger mit Missachtung bestraft. „Was drüben passiert, wird ja sicherlich auch drüben bleiben.“
Im Februar wurde dann der Allgemeinheit bewusst, dass wir ein größeres Problem haben und vor Veränderungen stehen werden. Was denkt man sich als kleiner Unternehmer, als fachspezifischer Einzelhandel, als Spielzeugladen in seinem Kiez? „Na das wird ja sicherlich nicht mich treffen.“ Wie naiv kann der Mensch manchmal sein.
Mitte März, nachdem jeden Tag neue Informationen bekannt wurden und nun Landkreis für Landkreis, Stadt für Stadt und Bundesland für Bundesland Einschränkungen ausgerufen hatten, wurde eines Abends durch die Bundesregierung der „Lockdown“ beschlossen. Nun war auch dem Letzten klar, das Leben wie wir es bis dahin kannten wird sich verändern. Wir saßen nach unserem Feierabend zu Hause auf der Couch, nahmen die Pressekonferenz aufmerksam war und hörten dann die befürchteten Sätze. Ab dem 18.03.2020 sollten alle nicht systemrelevanten Geschäfte für unbestimmte Zeit schließen. Somit war klar, unsere Existenz ist gefährdet (wie bei vielen anderen Arbeitnehmern und Selbstständigen auch). Auf solch eine Situation kann man sich nicht vorbereiten. Im ersten Augenblick war pure Angst vorhanden. Was man sich die letzten Jahre aufgebaut hatte, drohte zusammen zu brechen. Und etwa nicht, weil man falsch gewirtschaftet hätte, nicht, weil man eventuell die Trends nicht erkannte, nicht, weil man nicht kundenfreundlich gewesen wäre und die Zahlen nicht im Blick hätte. Nein, sondern weil ein kleiner Virus die halbe Welt lahmgelegt hat.
Nun gibt es 2 Möglichkeiten, um mit solch einer Situation umzugehen. Wie so oft im Leben. Entweder steckt man den Kopf in den Sand und beschwert sich, oder man nimmt die aktuelle Lage und macht das Beste draus. „Wenn dir das Leben eine Zitrone gibt, mach Limonade draus.“ Einer meiner Lieblingszitate. Manchmal bietet eine Krise auch neue Chancen. Manchmal muss man neue Wege gehen und Dinge tun, die man vorher nicht getan hätte. Wir hatten vor der Corona-Krise immer mal mit dem Gedanken gespielt, eine Telefon-Beratung und einen Online Shop ins Leben zu rufen. Die Zeit und Kreativität für die Umsetzung war nur selten vorhanden. Diese Situation gab genau den Anstoß, den es gebraucht hatte. Die heutige Technik erlaubt es relativ schnell und günstig solche Pläne umzusetzen.
Eine neue Mobilfunknummer zu erstellen ist nicht das Problem. Gesagt und getan, einen Tag später war unser Langeweile-Notdienst unter der Nummer 01512 / 2758970 eingerichtet. Wir wussten, wenn wir als Geschäft überleben wollen, müssen wir flexibel und kreativ sein. Wenn die Kunden nicht zu uns kommen können, müssen wir mit den Produkten zu den Kunden kommen. WhatsApp und Social-Media macht es möglich. Über diesen Weg konnten Produkte auf einfachste Weise vorgestellt, präsentiert und gezeigt werden. Es konnten Bilder der Ware geschossen, Erklärvideos (Beispiele einfügen) an Interessenten versendet und bei Bedarf Telefon/Video-beratungen durchgeführt werden. So konnte Interaktiv dem Kunden weiterhin die bestmögliche Beratung zugesichert werden. Wer seine Bestellung nicht selbst abholen konnte, dem haben wir nach Feierabend die Ware persönlich ausgeliefert. Oft war man nicht vor 22 Uhr zu Hause. Auch größere Entfernungen waren kein Problem. Der Paketversand macht es möglich. Gott sei Dank haben unsere Kunden genau diesen Service sehr gut angenommen. Man muss dazu sagen, dass wir „Glück im Unglück“ hatten. Durch den „Lockdown“ und der Schließung von Kitas und Schulen, mussten die Kids zu Hause bleiben. Demzufolge waren bei vielen Eltern und Großeltern der Bedarf an neuen Spielen und Beschäftigungsmöglichkeiten groß. Diesen haben wir natürlich gern gestillt. Nicht nur, dass wir die Anfragen alle beantwortet und für jeden etwas gefunden haben. Für Kunden, die nicht genau wussten, was sie haben möchten, haben wir für verschiedenen Altersgruppen Anti-Langeweile-Pakete und ein Osterpaket geschnürt. Es war für jeden etwas dabei.
Aufgrund zahlreicher Zuschriften durch euch, konnte auch auf verschiedenen medialen Kanälen für uns Werbung geschaltet werden. Wir konnten unsere Geschichte in Zeitungsartikeln und Blogartikeln veröffentlichen. Lokale Radiosender hatten uns auch angefragt und interviewt, auch kostenfreie Werbung durften wir dann schalten. Besonders aufregend und auch stolz waren wir, als dann der Fernsehsender RBB vor unserer Tür stand und einen Beitrag drehen wollte. Thema war, wie die Corona-Krise uns beeinflusst und welche Lösungen wir uns haben einfallen lassen. Es war ein schöner Beitrag, der dann eine Woche später auch in der Prime-Time ausgestrahlt wurde.
Das allein würde uns auf Dauer aber auch nicht retten können. Daher musste eine weitere Idee her. Auch wenn wir kein großer Freund von Online Shops sind (der Einzelhandel und gerade der regionale Fachhandel sollte immer unterstützt werden), musste ein Online Shop auf die Beine gestellt werden. Wir haben schon vor der Corona-Krise unseren Online Shop erstellt, welcher allerdings nie groß beworben wurde. Nun war es an der Zeit diesen zu überarbeiten. Auch das ist ein Kampf. Denn, „mit ein paar Artikel online stellen“, ist es leider nicht getan. Abgesehen von der Arbeit (wahnsinnig großer Zeitaufwand), spielen die großen Online-Plattformen / Konkurrenten auch noch mit. Daher kann man nur hoffen, den einen oder anderen Kunden zu gewinnen. Wie im Geschäft selbst, versuchen wir auch hier mit ausgewählten, speziellen und besonderen Produkten uns von der Masse abzuheben. Wir haben spezielle Kategorien für das Alter der Kids, sowie Fördermöglichkeiten und Spielzeugarten erstellt.
Daher wurde dann der Online Shop www.kleiner-pfiffikus.de den Kunden über Facebook (Kleiner Schlauberger) präsentiert und beworben. Wir sind weiterhin dabei immer wieder neue Artikel zu integrieren und vorzustellen. Aufgrund des Aufwands ist es bisher nicht möglich den gesamten Bestand vom Geschäft einzupflegen. Daher kommunizieren wir auch hier gern über unsere WhatsApp Nummer 01512 / 2758970.
Wir konnten bisher durch unseren Einsatz, den schnellen Maßnahmen und vor allen Dingen, durch unserer lieben und treuen Kundschaft den Laden am Leben erhalten.
Nun wird nach und nach der „Lockdown“ gelockert. Seit dem 22. April dürfen wir als Einzelhandel in Berlin die Türen für unsere Kunden mit strengen hygienischen Regeln wieder öffnen. Das bedeutet nicht, dass alles wieder gut ist und alles so läuft, bevor Covid-19 kam. Dennoch ist jeder Tag, wo die Türen geöffnet werden dürfen, ein guter Tag für uns im Einzelhandel.
Bei all der Geschichte darf man folgendes nicht vergessen. Man kann vom Corona-Virus halten, was man möchte. Jeder hat seine eigene Meinung dazu. Aber uns hat es eines gezeigt…der Zusammenhalt und die Treue unserer Kunden ist uns Gewiss. Daher sagen wir als Unternehmer, NEIN…als Familie Rückert ein ganz großes DANKE an euch !!!!! Ohne eure Unterstützung, hätten wir das Ganze nicht überstehen können!!!